Rechtsanwalt Konstantin Ruskov hat am 05.01.2014 dem Mitteldeutschen Rundfunk ein Interview zum Thema "Arbeitnehmerfreizügigkeit der Bulgaren in Deutschland nach dem 01.01.2014" und den anhaltenden Debaten zu dieser Frage unter der deutschen Bevölkerung gegeben. Wir geben hier noch einmal den Text wieder und bedanken uns bei dem Mitteldeutschen Rundfunk und Frau Mareike Wiemann: "Ein Schritt, von dem alle etwas haben" Deutschland, Opfer der EU-Osterweiterung? Diesen Eindruck könnte die Debatte um Armutsflüchtlinge erwecken, dass Zuwanderer auf Kosten der deutschen Steuerzahler leben. Ist das so? Zahlen die Deutschen in der EU drauf? Es gibt Menschen, die sehen das anders. Und einer von ihnen kommt hier zu Wort. Konstantin Ruskov ist in zwei Welten zu Hause: Der 37-jährige führt eine deutsch-bulgarische Anwaltskanzlei und pendelt deswegen regelmäßig zwischen seinen Büros in Leipzig und Sofia. Die deutsche Debatte um Armutsmigration hat ihn erschreckt: "Solche Ängste sind meiner Meinung nach nicht berechtigt. Es ist tatsächlich so, dass in den letzten Jahren viele Bulgaren nach Deutschland ausgwandert sind. Eine Gefahr für die Lebensqualität der Deutschen besteht gar nicht. Meiner Meinung nach wird sich die sogar verbessern." Günstige Pflegekräfte, Reinigungspersonal Ruskov sagt ganz klar: Unterm Strich profitieren die Deutschen vom Zuzug aus Bulgarien. In Sofia kontaktieren ihn viele Menschen, die in Deutschland arbeiten wollen. Meistens sind sie bereit, für einen sehr geringen Lohn anstrengende Arbeiten zu machen. Und genau solche Menschen würden hierzulande gebraucht, sagt Ruskov. Pflegekräfte, Reinigungspersonal, Kellner: "Der allgemeine deutsche Arbeiter würde für dieses Gehalt nicht arbeiten. Er würde eher mehr Geld dafür verlangen wollen. Wenn er aber mehr Geld verlangt, wird sich auch der Endpreis für den Verbraucher erhöhen. Und gerade durch diese Tätigkeiten sind viele Sachen in Deutschland halt günstiger." Die Betreuung der Großmutter ist günstiger, weil eine bulgarische Krankenschwester bereit ist, für einen geringen Lohn zu arbeiten. Das Schnitzel ist billig, weil bulgarische Aushilfskräfte für sechs Euro die Stunde Schweine schlachten. Das, sagt Anwalt Ruskov, werde bei der aktuellen Debatte zu wenig berücksichtigt. Bulgarien: Ein lukratives Land für Unternehmer Und auch ein weiterer Punkt kommt ihm zu kurz: Für deutsche Unternehmen ist Bulgarien ein recht lukratives Land. Die Lohnkosten sind niedrig. Ruskovs Kanzlei führt die Buchhaltung von verschiedenen deutschen Unternehmen in Bulgarien. Er sagt, vielen geht es richtig gut: "Wenn Unternehmen in Bulgarien einen richtig guten Betrieb aufbauen, der gut organisiert ist, dann können Sie relativ billig gut produzieren. Die Gewinne sind auch dementsprechend hoch. Und außerdem: Die Gewinne in Bulgarien werden nur mit zehn Prozent Körperschaftssteuer besteuert, was dazu führt, dass die Gewinne ziemlich gut sind." Aldi, Lidl und Co. prägen bulgarische Stadtbilder Dass deutsche Unternehmen schon lange in Bulgarien angekommen sind, ist nicht zu übersehen: Lidl, Aldi, Deichmann, dm & Co. prägen die Stadtbilder. Konstantin Ruskov begrüßt das, denn es schaffe Arbeitsplätze in Bulgarien und Gewinne in Deutschland: "Natürlich, wenn ein Unternehmen in Bulgarien investiert, dann bleibt der Gewinn ja nicht in Bulgarien bestehen. Der wird früher oder später nach Deutschland überwiesen." Rechtsanwalt Konstantin Ruskov hofft, dass die deutsche Debatte um Armutsflüchtlinge bald wieder aufhört. Für ihn ist die EU-Osterweiterung ein Schritt, von dem alle etwas haben. Originaltext und Tonmitschnitt können hier nachverfolgt werden: http://www.mdr.de/mdr-info/arbeitnehmer-freizuegigkeit100.html;
Konstantin Ruskov
Rechtsanwalt
Herr Rechtsanwalt Konstantin Ruskov ist der Gründer und geschäftsführender Partner der Anwaltskanzlei Ruskov und Kollegen und ist spezialisiert auf das Recht von Bulgarien, Deutschland und der EU.
E-Mail: office@ruskov-law.eu
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Interview mit Rechtsanwalt Konstantin Ruskov im MDR
Von: Konstantin RuskovRechtsanwalt Konstantin Ruskov vor dem Mitteldeutschen Rundfunk zum Thema "Arbeitnehmerfreizügigkeit der Bulgaren in Deutschland nach dem 01.01.2014".